Kein Beruf ist älter als das Handwerk. Denn seit Menschengedenken ist die Gesellschaft auf handwerkliche Fähig- und Fertigkeiten angewiesen. Ohne Handwerk, keine Häuser, keine Betten, keine Töpfe, keine Maschinen. Um das handwerkliche Gut bestmöglich zu schützen, wurde 1897 vom deutschen Kaiser Wilhelm das Handwerkergesetz verabschiedet. Es schuf die Grundlage für die bis heute bestehenden Handwerkskammern. Eine davon steht in Hamburg. Ein Blick auf die Geschichte der Handwerkskammer und insbesondere die Handwerkskammer Hamburg.
Über die Handwerkskammer
In Deutschland gibt es 53 Handwerkskammern, die grob gesagt, die Interessen des Gesamthandwerks vertreten sollen. Mit Handwerk sind die Berufe der Schmiede, Töpfer, Schreiner, Schuster, Zimmerer, Maurer und noch viele mehr gemeint. Mehr als 100 verschiedene Handwerksberufe werden unter dem Dach der Handwerkskammern vereint. Bis heute üben die Handwerkskammern die Rechtsaufsicht über das Handwerk auf.
Bis ins Mittelalter hat sich das Handwerk über Zünfte geregelt. Wer keiner Zunft angehörte, der hatte es schwer überhaupt Fuß zu fassen in dem Bereich. Die Zunftordnungen sorgten dafür, dass alles nach gewissen Regeln ablief. Freilich anders, als es heute die Handwerkskammern tun. Denn auf die damals verpflichtende Walz gehen heute nur noch eine Handvoll Zimmerer im Jahr. Drei Jahre und einen Tag unterwegs zu sein, sich mindestens 50 Kilometer von der Familie fernzuhalten, ist heute kaum noch möglich. Denn in der Zeit hat man auch keine Einkünfte. Man arbeitet bei Meistern unentgeltlich und hat dafür meist Kost und Logis frei. Ohne die Walz konnte man auch kein Meister werden. Daran ist heute auch nicht mehr zu denken.
Erst seit Ende des Nationalsozialismus haben sich die Handwerkskammer zu dem formiert, was sie bis heute sind. Auch, wenn es heute keine Zünfte mehr gibt, gibt es noch immer die Regel: Wer einen handwerklichen Beruf ausübt, ist verpflichtet Mitglied in einer Kammer zu werden. Damals waren es noch mehr als 70 Kammern deutschlandweit, heute sind es 53. Man könnte annehmen, dass es nur eine Kammer gibt, die alles vereint. Fakt ist aber, dass es unterschiedliche Kammerbezirke gibt. In den Stadt-Bundesländern jeweils eine und in den großflächigen Bundesländern mehrere. Auf die Fläche von Baden-Württemberg haben sich mit acht Kammern die meisten vereint. In Nordrhein-Westfalen gibt es sieben Anlaufstellen und in Niedersachsen und Bayern jeweils sechs. Dabei ist genau geregelt, welche Landkreise wohin gehören.

Mehr als 100 verschiedene Handwerksberufe werden unter dem Dach der Handwerkskammern vereint
Aufgaben der Handwerkskammer Hamburg
Schaut man auf die Internetseite der Handwerkskammer Hamburg, ist der erste Eindruck: Es gibt nichts, wofür die Handwerkskammer nicht zuständig ist. Und tatsächlich ist die Liste der Zuständigkeiten lang und länger. Angefangen mit Informationen darüber, wo man innerhalb des Kammerbezirks eine Ausbildung machen kann. Wo es freie Stellen gibt, wer potenzielle Prüfer sein könnten und wie ein Ausbildungsvertrag optimalerweise aussehen sollte.
Alle Ausgelernten werden auch angesprochen, denn nach der Ausbildung kann der Meister kommen. Wer sich dazu entschließt, seinen Meister zu machen, findet Seminare und Kurse sowie Informationen über einen staatlichen Zuschuss. Denn so eine Meisterschule ist nicht umsonst und billig auch nicht. Da die Gehälter auch nicht den überdurchschnittlichen Einkommensrahmen sprengen, kann sich auch nicht jeder Geselle automatisch eine Weiterbildung leisten. Bei solchen Fragen hilft die Handwerkskammer.
Aber nicht nur Arbeitnehmer sind auf Beratung angewiesen. Existenzgründer sollen auch Antworten auf ihre Fragen bekommen. Dabei stellt die Handwerkskammer Hamburg ein Beratungsteam und hilft auch bei einem Businessplan für einen eventuellen Kredit.
Darüber hinaus liefert die Hamburger Kammer jedes Jahr Berichte über die wirtschaftliche Entwicklung innerhalb des eigenen Bezirks und auch deutschlandweit. Ein großes Thema ist unter anderem das Thema „Frauen im Handwerk“. Nicht, dass es in der heutigen Zeit noch der Rede wert sein sollte, aber Wunsch und Realität klaffen oftmals doch auseinander. Aber, es wird nicht weggeschaut, sondern sich aktiv darum gekümmert, dass es sich ändert. Dazu unterstützt die Hamburger Handwerkskammer z.B. einen Stammtisch für Frauen.
Imagewandel fürs Handwerk
Apropos Probleme: Aktuell steht die Handwerkskammer vor einer großen Herausforderung. Nämlich wieder mehr junge Leute in die Branche zu locken. 2018 sind rund 12.000 Stellen unbesetzt geblieben, so viele wie schon seit Jahren nicht mehr. Man kann der Vollbeschäftigung den Buhmann zuschieben oder sich hinterfragen, warum kaum noch Interesse an handwerklichen Berufen besteht. Das Image ist nicht gerade das Beste: Viel Arbeit, teilweise körperlich harte Arbeit und eine überschaubare Bezahlung. Sich dem Wandel der Zeit anzupassen, hat das Handwerk verschlafen. Aber ist vielleicht noch gerade rechtzeitig aufgewacht, denn zahlreiche Kampagnen versuchen gerade einen Imagewandel zu vollziehen. Bessere Arbeitszeiten und bessere Vergütung werden sogar schon auf Bundesebene diskutiert. Ein gutes Zeichen!
Arbeitskleidung in Hamburg
Fällt das Wort Zimmerer, hat wohl jeder das typische Bild derjenigen im Kopf, die auf der Walz sind. Wanderstab, auch Stenz genannt, schwarzer Hut mit breiter Krempe und eine Kluft, die aus Schlaghose, Weste, Jackett und weißem Hemd bestand.
Am Wegesrand stehende Gesellen, die auf eine Mitfahrgelegenheit warteten und eben in der typischen Zunftbekleidung unterwegs waren, sieht man heute nicht mehr bzw. deutlich seltener. Was aber nicht bedeutet, dass Handwerker bzw. Zimmerer keine Berufsbekleidung mehr brauchen. Nur heute sehen die Arbeitshosen etwas anders aus.
Die Hosen sind größtenteils allwettertauglich. Bei Hitze wie Frost müssen sie entsprechend isoliert sein und eine gewisse Reißfestigkeit muss das Material auch mitbringen. Bei Schweißern z.B. muss die Arbeitshose auch mal Funkenflug trotzen. Gut ist, wenn im Kniebereich eine Verstärkung eingearbeitet ist, denn ein Maurer z.B. kann auch mal den halben Tag kniend verbringen. Das geht sofort zulasten des Gelenks, wenn es nicht entsprechend geschützt ist. Ähnlich sieht es bei Jacken und Schuhen aus. Diese sollten auch aus Materialien bestehen, die den Körper so gut es geht schützen.
Freilich kann man jetzt auch wieder sagen: „Gab es früher auch nicht.“ Stimmt. Aber früher musste man auch nicht bis Mitte 60 arbeiten, sondern ist teilweise schon mit 50 Lenzen in den Ruhestand gegangen. Das kann sich heute niemand mehr einfach so leisten. Heute ist die Arbeit auch nicht leichter als damals geworden, auch wenn es Maschinen gibt, die einem bestimmte Sachen erleichtern oder sogar abnehmen. Dafür gibt es wieder Arbeiten, die es früher noch gar nicht gab. Eine vernünftige Arbeitskleidung hat da seine Berechtigung!

Die Geschichte der Handwerkskammer in Hamburg